Lebenskrise und ihre Heilung
Die zwei Lebenswurzeln
Das Leben beginnt mit der größte Lebenskrise, die wir uns vorstellen können. Es gibt keine Erfahrung, die uns so stark beeinflusst wie unsere Geburt.
Bis zu diesem Zeitpunkt warst du im geschützten Dunkel des Bauchs, über die Nabelschnur verbunden mit dem Nahrungskreislauf der Mutter, schwerelos in der Fruchtblase…
Dann auf einmal: Helles Licht, laute Geräusche, deine Ohren öffnen sich, deine Lungen entfalten sich und du nimmst deinen ersten Atemzug. Die Nabelschnur wird durchtrennt.
Und das alles in wenigen Minuten….
Also wenn du deine Geburt überlebt hast – herzlichen Glückwunsch.
Du bist bestens gerüstet für ein abenteuerliches Leben!
Wenn es gut geht, erlebst du dann das Lächeln deiner Eltern.
Den Moment der Geburt unseres ersten Kindes werde ich sicher nicht vergessen.
Susanne, meine Frau, total verschwitzt, außer Atem, voller Tränen (bei mir sah es nicht viel anders aus 😉 – aber als Chiara in unseren Armen lag, lächelten wir. Es war ein langes Lächeln aus der Tiefe unseres Herzens.
Das ist ein heiliger Moment und die Urerfahrung jedes Menschen:
Die Erfahrung der Annahme und Liebe.
Diese Liebe nimmt das Kind ausschließlich über seine Sinne und in seinem Herzen auf.
Der Verstand, die Sprache und Abstraktion sind noch nicht ausgebildet.
Ich denke, also bin ich – das ist der Satz eines Erwachsenen.
Das Kind könnte nur sagen: »Ich fühle, also bin ich.«
Ein Kind kann die Welt nur über seine Gefühle und seine Körperempfindungen wahrnehmen.
Unvermittelt und ohne Filter.
Menschwerdung durch Fühlen
Fühlen ist die erste und tiefste Funktion im Menschen.
Dies gilt auch für dich im Erwachsenenalter. Damit du mit der Welt in Kontakt treten kannst, musst du in der Lage sein zu fühlen, denn das ist deine menschliche Natur.
Auf dieser fühlenden Grundlage macht das Kind dann aber eine weitere Erfahrung. Es erlebt sich nicht nur als geliebt und angenommen, sondern auch als bedürftig und schwach. Es hat zum Beispiel Hunger, das Bedürfnis nach Nahrung.
Wenn sich dieses Bedürfnis meldet, entstehen unangenehme Körperempfindungen.
Wenn ein erwachsener Mensch Hunger hat, geht er an den Kühlschrank. Wenn er friert, schaltet er die Heizung an. Wenn ihm eine Situation unangenehm ist, verändert er sie oder er verlässt sie.
Er erkennt seine Bedürfnisse und hat Möglichkeiten, sie zu befriedigen. Er erlebt sich als bedürftig und fähig, sich zu befriedigen.
Ein kleines Kind erlebt sich nur als bedürftig.
Es ist biologisch vollkommen abhängig von den Eltern. Und da es am Anfang nur Bedürfnisse hat, und diese nur von anderen befriedigt werden können, fühlt es sich nur sicher mit den anderen.
Dieses Gefühl der Abhängigkeit, Bedürftigkeit und unterschwelliger Minderwertigkeit ist die eine Lebenswurzel, die uns mitgegeben wurde.
In einem gewissen Maß haben alle Menschen unterschwellige Minderwertigkeitsgefühle. Wir alle waren einmal unfähig und haben darunter gelitten. Dieses Lebensgefühl, diese Lebenswurzel ist in unserer Kindheit angelegt.
Es ist die Auswirkung unserer ersten großen Lebenskrise.
Da dieses Gefühl unangenehm ist, wird es von den meisten Menschen geleugnet oder verdrängt. Aber es wird dadurch nicht aufgelöst. Auch nicht durch Nachdenken oder Analysieren.
Der einzige Weg, dieses grundlegende Minderwertigkeitsgefühl aufzulösen besteht darin, sich darauf einzulassen. Es will durchlebt und durchlitten werden.
Mit dem Körper fühlen
Wenn wir bereit sind, nicht nur mit unserem Kopf an diese Aufgabe heran zu gehen, sondern mit einem geerdeten Körper diese Wurzel zu fühlen, finden wir unser Urvertrauen wieder.
Die zweite Lebenswurzel:
Wachstumslust
Als Kind machen wir auch noch eine andere Erfahrung. Wir erleben Wachstum als Lust.
Ein Säugling kann nur unvollständig denken. Erfahren kann er jedoch vollständig.
Wenn er an der Mutterbrust saugt, erfährt er nicht nur Lust durch Nahrungsaufnahme, sondern er erlebt auch seine wachsenden Fähigkeiten. Mit jedem Zuwachs an Fähigkeiten gewinnt er mehr Sicherheit und ein Gefühl von Wert.
Diese positiven Erfahrungen sind das Gegengewicht zur Erfahrung der Minderwertigkeit und Bedürftigkeit.
Je weniger lustvolle Erfahrungen wir mit unserem Wachstum gemacht haben, umso stärker werden die Gefühle von Minderwertigkeit im Erwachsenenleben sein. Im selben Maß werden wir anfällig sein für Ersatzgefühle durch Besitz, Erfolg, Status.
Ersatzgefühle
Intuitiv spüren wir jedoch, dass sie nur ein Ersatz sind. Denn sind diese Dinge einmal erreicht, bleibt das Gefühl von innerem Mangel.
Konnten wir unserer Wachstumslust größtenteils frei nachkommen, haben wir einen großen Schatz mitbekommen:
Urvertrauen.
Das Gefühl und innere Wissen: ich bin angenommen und sicher.
Je mehr von dieser Sicherheit wir in unserer Kindheit mitbekommen haben, desto angstfreier können wir uns den weiteren Wachstumsbedürfnissen im Erwachsenenalter stellen.
Menschen, die in ihrer Kindheit wenig Sicherheit erlebt haben, neigen zu zwei sehr unterschiedlichen Lebensstrategien:
Die einen versuchen, möglichst viele äußere Sicherheiten einzurichten.
Kontrolle und Perfektionismus sind die leitenden Kräfte.
Mit Veränderungen tun sie sich schwer.
Da das Leben aber ständig in Veränderung ist, kommen sie immer wieder in Konflikt mit diesen Kräften.
Die anderen gehen in andere Richtung:
Sie wollen sich nicht festlegen lassen.
Jede Entscheidung fällt ihnen schwer, da sie sich ja dadurch festlegen müssten. Nur mit offenen Möglichkeiten fühlen sie sich wohl.
Fließend in die Balance kommen
In beiden Fällen handelt es sich um das gleiche Problem:
Das fließende Gleichgewicht von Sicherheit und Veränderung zu finden.
Nur in diesem fließenden Gleichgewicht kann das Leben gelingen.
Ein Mensch, der ganz auf Sicherheit setzt, erlebt mit der Zeit immer weniger Wachstum und Veränderung. Sein Leben wird immer kleiner und enger.
Es fehlt ihm an Vitalität.
Jemand, der die andere Richtung auslebt, sich also nicht festlegen kann, wird es schwer haben, Geborgenheit und inneren Frieden zu erleben.
Ihm mangelt es an Gelassenheit.
So unterschiedlich die Lebensrichtung ist:
Beiden gemeinsam ist das Verdrängen von Bedürfnissen und Gefühlen.
Jedes unterdrückte und verdrängte Bedürfnis existiert jedoch weiter. Allerdings in unbewusster Form und bestimmt dadurch das Leben des Betreffenden auf sehr destruktive Weise.
Ein Mensch, der sein Sicherungsbedürfnis verdrängt, wird vielleicht eines Tages durch Magen- und Darmgeschwüre an dieses Grundbedürfnis erinnert.
Der Sicherheitsfanatiker erlebt die Spannung vielleicht in seiner Partnerschaft, bei der es nur noch nach festen Regeln und Gewohnheiten ablaufen darf.
Unsere Lebenskrisen fordern uns letztlich immer wieder heraus, das Gleichgewicht von Sicherheit und Veränderung zu finden.
Nicht immer bedarf es dazu einer Therapie. Einer der effektivsten Wege ist für mich die Meditation.
Sie führt nach innen, in die Mitte, ins natürliche Gleichgewicht.
Oft tut diese Zeit der Meditation einfach nur gut. Bringt innere Ruhe und Gelassenheit.
Dann gibt es Zeiten, in denen alte Wunden auftauchen. Verdrängte Anteile, dunkle Gefühle…
All das ist aber Teil eines Ganzen:
der Weg zum Urvertrauen, zum Heil-Sein.
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Dieser Blogbeitrag ist ein modifizierter Auszug aus meinem Buch:
„Erdung – Stark wie ein Baum …“